Ein Kruzifix mit Geschichte

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand der damalige Pfarrer in seiner Kirche im thüringischen Kutzleben eine Mitteilung in der Figur des Gekreuzigten. Er hat sie in einer Abschrift überliefert:

„Anno Domini 1582, am 17. Februarii hadt midt nahmen Balthassar Freundt dieses Crucifix zur Straff müssen machen lassen, derohalben daß er die Ehe gebrochen. Undt ist zu der Zeit midt nahmen Magister Zacharias Fröschel Superintendent gewesen zu Weißensehe, der ihm umb dieses Crucifix gestrafft hadt. Der es geschnitzt hadt sein Namen Hans Friedemann. Der Maler Thomas Samemann, beyde Bürger in Erfurt. Undt kostete in Summe 7 Thaler. Ist geschehen bei Regierung Herzog August zu Sachsen Kurfürst.“

Der Text nennt den Grund für die Anfertigung des großen Kruzifix´ sowie den Künstler und das Jahr seiner Herstellung. Was mag der bedeutende Bildhauer Hans Friedemann d. Ä. gedacht haben, als 1582 der Auftrag an ihn erging und später die Bezahlung in Höhe von sieben Talern durch einen Ehebrecher erfolgte?

Im Vergleich mit manchen anderen Geldstrafen der Zeit für vergleichbare Vergehen verhängte Superintendent Zacharias Fröschel damals übrigens eine vergleichsweise milde Strafe. Vermutlich war sie den Möglichkeiten des Täters Balthasar Freundt angepasst.

Heute müssen die Farbfassung, die schöne Bemalung der Rückseite und auch der hölzerne Corpus des über 430 Jahre alten Kunstwerks konserviert werden. Die notwendigen Restaurierungsarbeiten werden von der Kirchlichen Stiftung Kunst- und Kulturgut gefördert.