Der Wittenberger Reformationsaltar

Die Stadtkirche St. Marien in Wittenberg spielt in der Reformationsdekade bis 2017 und selbstverständlich auch im Jubiläumsjahr 2017 eine große Rolle. Aus diesem Grund hat die Kirchliche Stiftung Kunst- und Kulturgut in der Restaurierung des großen Reformationsaltares und zahlreicher weiterer Tafelbilder aus der Werkstatt Lucas Cranach des Jüngeren in St. Marien zwischen 2012 und 2014 einen Schwerpunkt ihrer Arbeit gesehen. Der große Reformationsaltar, dessen Entstehung Lucas Cranach dem Älteren und seinem Sohn Lucas Cranach dem Jüngeren sowie der vorzüglich ausgestatteten Werkstatt zugeschrieben wird, bedurfte der besonderen Aufmerksamkeit. Beschädigungen der Malereien, des hölzernen Trägers und des Rahmens stammten zum Teil noch aus Zeiten des Zweiten Weltkrieges und verschiedener kriegerischer Ereignisse in den Jahrhunderten zuvor. Neben starker Verschmutzung des Firnisses, mechanischen Beschädigungen, Gefährdungen der hölzernen Bildträger durch Holzwurmbefall, Abplatzungen der Farbschichten und unsachgemäßen Übermalungen, war auch die Statik des Altars zu überprüfen und zu verbessern. Die Kirchliche Stiftung Kunst- und Kulturgut hat zunächst eine gründliche restauratorische und naturwissenschaftliche Voruntersuchung aller Tafeln in der Stadtkirche St. Marien finanziert. Sie ermöglichte es auch, die notwendigen Konzepte zu erstellen und trug mit anderen Förderern zusammen die Restaurierungskosten. Nun begeistern die Darstellungen der Reformatoren Melanchthon, Luther und Bugenhagen auf der Vorderseite sowie die Auferstehung Christi, die eherne Schlange und die biblische Erzählung von Abraham und Isaak wieder die Besucher der Kirche. Besondere Aufmerksamkeit finden auch die Bilder der Predella: Auf der Vorderseite Martin Luther, der für die Gemeinde predigt und auf der Rückseite die Seligen und Verdammten, die mit ausdrucksvollen Gesten die Blicke anziehen. Auf dieser Rückseite finden sich darüber hinaus Graffiti aus vier Jahrhunderten, die als historische Zeugnisse nicht beseitigt, sondern in die Konservierungsmaßnahmen einbezogen wurden.