Das Chorgestühl der St. Johanniskirche in Werben / Altmark

Ein reformationsgeschichtliches Ausstattungsstück der ganz besonderen Art ist das spätgotische Chorgestühl der Johanniter – Komturei – Kirche St. Johannis in Werben. In seinem Grundbestand geschaffen gegen Ende des 15. Jahrhunderts, also noch in vorreformatorischer Zeit. In zwei Gruppen mit jeweils sieben Sitzen, ist das Chorgestühl heute an der Nord- und Südwand der Kirche aufgestellt. Die Baldachine und Wangen wurden im 19. Jahrhundert ergänzt. Zu einem ganz besonderen Denkmal der sog. „Bewahrenden Kraft des Luthertums“ wurde es jedoch durch eine Ergänzung, die bereits im Jahr 1624, also rund einhundert Jahre nach der Reformation angebracht wurde. Auf den Rückwänden der Sitze (Dorsale) malte man damals jeweils sechs Apostel. Da das siebte Dorsale jeder Seite eine weitere Fläche bot, ergänzte man auf der einen Seite Christus und auf der anderen den Reformator Martin Luther. Allein schon hierdurch wurde dieses mittelalterliche Chorgestühl zu einem reformationsgeschichtlichen Denkmal. Man tat jedoch darüber hinaus noch einen Übriges und brachte unter den Bildern der Apostel die Worte des gesamten Glaubensbekenntnisses in deutscher Sprache an. Unter dem Bild Christi und dem Bildnis Luthers steht außerdem noch ein besonderer Bibelvers. Bei Christus wird auf das Erlösungswerk des Heilands hingewiesen, zum Portrait Martin Luthers dagegen auf die zentrale reformatorische Lehre, die Luther aus dem Römerbrief des Apostels Paulus erkannte: „Der mensche wird gerecht on des Gesetzeswerck allein dürch den glaüben [sic!].“

Während der Reformationsdekade hat die Kirchliche Stiftung Kunst- und Kulturgut im Jahre 2010 die Restaurierung dieses in so vielfältiger Hinsicht interessanten Werkes zusammen mit der Alers-Stiftung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz finanziell gefördert. Dabei waren sowohl umfangreiche holztechnische Arbeiten als auch Gemälderestauratorische Maßnahmen nötig. Zweifellos trägt das Werbener Gestühl aber sehr dazu bei, zugleich die Kontinuität des christlichen Gottesdienstes seit dem Mittelalter und die zentralen Erkenntnisse der Reformation bewusst zu machen.