Das Tafelbild „Die Kindersegnung Jesu“ in der St. Wenzelkirche Naumburg

Die Naumburger St. Wenzelkirche besitzt ein vorzügliches Bild aus der Werkstatt Lucas Cranach des Älteren, das lange Zeit als das älteste mit diesem Motiv galt. Die ansehnliche Zahl weiterer überlieferter Bilder dieses Themas aus der Cranachwerkstatt, die sich jedoch zum überwiegenden Teil heute in Museen befinden, hat die kunsthistorische Forschung seit langem beschäftigt. So wurden Überlegungen dazu angestellt, dass diese Tafeln sozusagen als „Propagandabilder“  gegen die nach dem Bauernkrieg 1525 an verschiedenen Stellen auftretenden Wiedertäufer gedacht waren.

Das Bild in der Naumburger Wenzelkirche hat nun gegenüber den vielen, in Museen ohne ihren ursprünglichen Zusammenhang gezeigten Tafeln den Vorteil einer vergleichweise gesicherten Herkunft. Vor dem Hintergrund der Naumburger Reformationsgeschichte gelang es daher, in einem großen landeskirchlichen Cranach- Forschungs- und Restaurierungsprojekt herauszuarbeiten, dass dieses Bild in mindestens gleicher Weise ein deutliches Bekenntnis zur Spendung der Taufe in deutscher Sprache sein muss. Luthers Taufbüchlein von 1523 und 1526 betont ausdrücklich, dass die deutsche Sprache bei der Taufe für die Paten und anderen Umstehenden von entscheidender Bedeutung sei, da sie verstehen müssten, was hier geschieht, um verständnisvoll für den Täufling beten zu können. In vorreforma­torischer Zeit war die Taufliturgie in lateinischer Sprache gehalten worden. Das Naumburger Bild nun zeigt in seiner Inschrift eine der zentralen Bibellesungen, die bei der Taufe seit frühchristlicher Zeit vorgetragen wurden, in deutscher Sprache: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht.“

 

Die Kirchliche Stiftung Kunst- und Kulturgut hat die notwendigen Restaurierungs­arbeiten auch an dieser Tafel finanziell gefördert.